sorgfaltspflicht?

vor ein paar tagen redete ich mit meiner therapeutin nochmal über die sache mit dem bezugspsychater hier in der klinik.
ich erklärte ihr meinen unmut und äusserte auch meine bedenken um weitere zusammenarbeit. ich habe jetzt nochmal mit ihm gesprochen und das thema ist erstmal erledigt (hoffe ich).
doch im gespräch mit meiner therapeutin ist mir jetzt im nachhinein noch etwas aufgefallen, was mich ein wenig …hm… irritiert.
und zwar schilderte ich ihr meine negativen erfahrungen und betonte noch einmal, dass transmenschen ständig anderen etwas beweisen müssen (ämtern, ärzt_innen, therapeut_innen, gerichten usw usf.) und es eigentlich nicht wollen. in meinem fall will ich meiner mutter nicht irgendetwas beweisen.
nein, ich will mit meiner transition endlich mein leben führen wie ich es will. mich wieder schön fühlen können. meinen körper annehmen können. meine hormone wieder “in den griff “ bekommen. auch von aussen als frau wahrgenommen werden wollen.
all diese dinge…. und noch mehr.
jedenfalls erklärte sie mir dann nochmal, dass der psychater das ja alles nicht böse meint und sie ja eine bestimmte sorgfaltspflicht hätten. ich denke sie nannte es sorgfalt, kann auch sorgepflicht gewesen sein.
weiter erklärte sie mir dann, ich wusste schon was kommt, dass es ja studien gibt die zeigen, dass transmenschen nach operationen damit unzufrieden wären und es ja eine schwerwiegende entscheidung sei und… ich so: “stop!“

ich fragte sie dann was ein psychater hier in der entwöhnungs(!)klinik mit meinem weiteren weg zu tun hat. ich fragte sie ob es grad überhaupt an der zeit ist solche fragen zu stellen, da ich in einer anderen phase der transition bin. natürlich nicht.
und ausserdem ist das system eh voll diskriminierend und schikanierend.
und so…
ich meinte, dass ich momentan ersteinmal auf meine hormonersatztherapie hinwirke und da auch psychotherapeutisch begleitet werde. und dass der psychater hier in der klinik überhaupt keinen grund hätte mich irgendetwas zu fragen, was meine entscheidung der transition hinterfragen könnte.
ich war sehr aufgebracht und das auch zu grund.
denn sorgfaltspflicht hin oder her, ihre einschätzungen hier haben erstmal nüscht mit meinem weg als transfrau zu tun.
dafür habe ich nen psychotherapeut und muss eh diverse gutachten machen.
hier können sie höchstens bestätigen, dass ich depressionen und angstzustände habe und feststellen, dass meine sucht viel mit meiner transidentität (oder eher dem unbehandelten leiden deswegen) zu tun hat.
wozu also das ganze…. wozu muss ein wildfremder mensch mich solche intimen dinge fragen, die mich nur noch mehr fertig machen und mir nicht helfen?
ich habe keine ahnung und werde das auch nicht fragen, weil ich keine lust auf ausflüchte habe.

naja… ich werde sie jetzt aber nochmal darauf aufmerksam machen, dass die meisten transfrauen auch nach der op unzufrieden sind, nicht weil sie die entscheidung bereuen, sondern weil diese gesellschaft so beschissen ist und sie deshalb immer noch diskriminierung abbekommen.
auch wenn die rücklaufqoute bei dieser studie gering ist ( was ich denke ich damit zu tun hat, dass nicht alle befragten verständlicherweise auf alle fragen geantwortet haben), ist eine deutliche verbesserung der lebensqualität nach op’s zu bemerken

beispiel:

“ Für 90,2 % der operierten Patientinnen hatten sich nach der Operation die Erwartungen an das Leben als Frau erfüllt. In der eigenen Empfindung sahen sich 85,4 % als Frauen. Mit dem äußeren Erscheinungsbild als Frau waren 61,2 % zufrieden und 26,2 % sehr zufrieden. 37,6 % waren mit dem funktionellen Ergebnis zufrieden und 34,4 % sehr zufrieden. Ferner gaben 65,7 % an, mit dem gegenwärtigen Leben zufrieden zu sein.

Schlussfolgerungen: Die sehr hohen subjektiven Zufriedenheitsraten sowie die operativen Ergebnisse legen einen Nutzen der geschlechtsangleichenden Operation nahe. Die geringe Rücklaufquote von unter 50 % erfordert eine zurückhaltende Interpretation der Ergebnisse“

siehe: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/81767/Transsexuelle-Genitalangleichende-Operation-verbessert-die-Lebensqualitaet

das zu dem argument mit den studien….
als ich mich dann nochmal darüber ausließ wie blöd dieses ganze psychatrische system ist hat sie mir dann doch noch zu gestimmt und sagte so etwas wie:

“ ja ich muss ihnen da leider recht geben“. schönen dank och…

es ist ein teufelskreis….