hitchhike_stories

CW: darstellungen von transfeindlichkeit,  gewaltvolle situation(en)

da ich im wendland lebe und das eigentlich eine gute region zum trampen ist, nutze ich eigentlich regelmäßig diese fortbewegungsart.
leider sind nicht alle menschen nett zu mir…

relativ oft passieren mir echt schreckliche sachen.
wenn ich zwischen lüchow und salzwedel in lübbow stehe, zum beispiel, werde ich regelmäßig angehupt und mit dem mittelfinger beleidigt. öfters halten leute und fahren dann sofort weiter.
öfter in letzter zeit auch der supermove: leute halten an, gucken mich von oben nach unten an, sagen irgendetwas angeekeltes wie „uäh ich dachte du wärst ne frau!“ und fahren schnell weiter. drei mal wurde ich auch schon aus dem fahrenden auto angespuckt und einmal als „eklige transe“ im vorbeifahren beleidigt . zweimal wurde mit einer brennenden zigarette beworfen und einmal sogar aus dem auto heraus geschlagen. zum glück ohne gegenstand, also hat es nicht so wirklich wehgetan.

das sind so standart dinge… und die tauchen natürlich in keiner statistik auf. denn verlässt de dich auf den staat, dann biste verlassen. kennen viele frauen zur genüge.

aber letztens, so vor nem halben jahr ist mir was passiert, was ich immer noch nicht richtig verarbeitet habe.

ich stand am rand von lüchow in richtung salzwedel. ich wollte zum zug am salzwedeler bahnhof und stand schon eine stunde an der strasse. auf der anderen fahrbahn sah ich dann so einen typen vorbeifahren, der recht lange (beim fahren übrigens) zu mir rüber schaute. mein normaler move: winken. hab ich auch gemacht. er hat zurückgewunken und ist auch weiter gefahren. keine bedrohungssituation. ich blieb also stehen um irgendwann mal mit genommen zu werden.

ungefähr 10 minuten später hielt auf einmal der der selbe typ neben mir.
ich war erstmal kurz verduzt und stieg dann aber einfach ein. muss er halt wieder in die andere richtung und nimmt mich halt mit, dachte ich mir.

aber pustekuchen. als ich ihn fragte wo er denn hinwolle und mich rausschmeissen kann schaute er mich ziemlich belustigt an und meinte, er führe mich jetzt dahin wo ich hin will. das war irgendwie unangenehm. ich traute mich nicht zu fragen warum er das machen will und sagte nur das ich nach salzwedel muss, er aber nicht bis dahin fahren brauch, sondern nur dahin wo er hin muss.
er schaute dann wieder sehr belustigt und eroffnete mir, dass er in lüchow wohnt und grad einfach zeit hat. er fände mich „interessant“ und wolle mich einfach dahin fahren wo ich hin wolle.

– ich dann so:“ du bist extra zurückgekommen um mich irgendwo hin zu fahren?“

– und er dann so: „sagen wir mal so. eigentlich bin ich ein arschloch (mein herz rutschte in meine hose, das sag ich euch!) aber heute will ich mal eine gute tat vollbringen. und ausserdem will ich wissen warum du in frauenklamotten rumläufst!“

aha. also doch keine gut gemeinte tat. sondern ein ganz banaler voyeuristischer „fragen wir die transe mal aus“ – move!

in den nächsten 15 minuten musste ich mir anzügliche fragen, kommentare und auch beleidigungen (die er natürlich nicht als beleidigungen sah) gefallen lassen. er hat mich über meine genitalien befragt, anzügliche witze darüber gemacht und
ich hatte die ganze zeit angst, dass er mir irgendwo hin fasst,um zu sehen ob es auch „echt“ ist. ich versuchte ihm etwas von trans*gender thematik nahe zu bringen. aber er wollte sich einfach nur auf meine kosten amüsieren.
zum glück hat er mich nicht angefasst.
als er dann angehalten ist und ich ausstieg, ziemlich benommen von unserem „gespräch“, meinte er mir dann noch sagen zu müssen, zu wissen warum ich „frauen klamotten“ trage:
„gibs doch zu du findest das doch einfach nur geil, als mann frauensachen zu tragen!“

ich hab dann sogar noch „tschüss“ gesagt. ich habs nicht geschafft ihn an zu schrein, oder irgendwie anders zu signalisieren, dass er ein arschloch ist und das echt schlimm für mich war.
ich habe mich einfach nur geschämt.

das ist leider alltag im transfrauen leben…